Rund tausend Kilometer nördlich von Moskau liegt tief in den Wäldern verborgen das Dorf Kolodozero. In der Antike ließen sich die ersten Siedler an den Ufern der dortigen Seen und Flüsse nieder. Kolodozero besteht daher aus einer Handvoll kleiner Weiler, die sich verstreut entlang der pittoresken Ufer der Seen erstrecken.
Vor 15 Jahren verzauberte dieser Ort auch drei Freunde aus Moskau, die durch den Norden Russlands wanderten, auf der Suche nach sich selbst und dem Sinn des Lebens. 2001 sammelten sie gemeinsam die nötigen Mittel, um die Dorfkirche wieder aufzubauen, die im Jahr 1977 einem Feuer zum Opfer gefallen war. Einer der Freunde, ein rothaariger Rebell und Punk, Arkady Shlykov, absolvierte das Moskauer Priesterseminar und wurde 2005 zum Priester geweiht.
Mit ihm als Pope kehrte rund 40 Jahre nach der Zerstörung der Kirche das kirchliche Leben nach Kolodozero zurück. Den strengen Dorfbewohnern erschien der zottelköpfige, rockstarähnliche Shlykov zuerst suspekt, aber bald schlossen sie ihn in ihre Herzen. Sie akzeptieren sein Freiheitsbedürfnis, äußerlich wie innerlich, und schätzen seinen Charakter – friedliebend und sanftmütig. „Das ist eine Geschichte über die Menschen im Norden Russlands, eine Geschichte darüber, was sie zusammenhält, über ihre Seele und ihr Gemüt, über ihre Leidenschaften und Emotionen“, sagt Ekaterina Solovieva.
Ekaterina Solovieva
Die 1977 in Moskau geborene Dokumentarfotografin Ekaterina Solovieva lebt seit 2006 in Hamburg. In ihren Arbeiten widmet sie sich vor allem dem Leben der einfachen Landbevölkerung auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion. Besonderes Augenmerk legt Solovieva auf die religiösen Bräuche. Ihr Bildband ПАЛОМНИКИ (Wallfahrt) erschien im Januar 2014 bei Bad Weather Press. Seit 2009 arbeitet sie an dem Dokumentarprojekt Kolodozero. Kreis der Erde. Ein Bildband mit demselben Namen ist für 2017 geplant.