Der Akademiker D. S. Lichatschew schrieb: „Die Kulturgeschichte ist die Geschichte der menschlichen Erinnerung…“ Die Geschichte der Erinnerung an P. I. Tschaikowsky ist sein musikalisches und literarisches Erbe, das mehr als ein Jahrhundert lang bei Millionen von Menschen auf dem gesamten Planeten Gefühle der höchsten Begeisterung und Empathie hervorbringt. Seiner künstlerischen Natur und persönlichen Einstellung nach war P. I. Tschaikowsky ein Sohn seines Jahrhunderts und seines Landes und verstand sich ein Leben lang als ein Bürger Russlands. Seine Liebe zur Heimat war grenzenlos. Und das trotz der allumfassenden Verehrung und Bewunderung seiner Musik sowie der begeisterten Aufnahme nicht nur in Russland, sondern auch in Europa und den USA.

Anhand von Kopien der Originaldokumente, Fotografien, der persönlichen Gegenstände, Bücher, Tagebücher und Manuskripte, die die gegenständliche und geistige Welt des Komponisten ausmachten, werden verschiedene Seiten seines Lebens, seine persönlichen Charakterzüge, Gewohnheiten, Meilensteine seines künstlerischen Weges, sein künstlerisches und persönliches Schicksal beleuchtet.I. Tschaikowsky gehört zu den Schöpfern, deren Leben, nach J. M. Lotman, an sich schon ein Kunstwerk darstellt. Denn das Werk eines Komponisten ist ein Abbild seines realen Lebens, seiner Stimmungen und Weltauffassungen. Fast immer spiegelt sich eine Gegebenheit aus P. I. Tschaikowskys Biographie auch gleichzeitig in seinem künstlerischen Leben sowie der Geschichte des ein oder anderen Werkes wider. Nicht selten bestimmt ein biographisches Detail sogar das Grundkonzept seiner Musik. Dies ist eine Grundeigenschaft der Persönlichkeit von P. I. Tschaikowsky, die er selbst am Ende seines künstlerischen Lebens in einem Brief vom 14. Januar 1891 an S. I. Tanejew beschrieb:

„… und wenn ich von irgendetwas überzeugt bin, dann davon, dass ich in meinen Schriften so bin, wie mich Gott geschaffen hat und wozu mich die Erziehung, die Umstände, die Eigenheiten des Jahrhunderts und des Landes, in dem ich lebe und wirke, gemacht haben. Ich bin mir selbst immer treu geblieben. Wie ich aber bin – gut oder schlecht – mögen andere entscheiden.“

 „Pjotr Iljitsch liebte das Leben, wie es selten jemand liebt […]  Jeder Tag hatte für ihn Bedeutung und es fiel ihm schwer, sich von ihm zu verabschieden, denn er wurde traurig bei dem Gedanken, dass von allem Erlebten keine Spur bleiben wird“, schrieb M. I. Tschaikowsky, der Bruder und erste Biograph des Komponisten. Von diesem lyrischen Gefühl – der Liebe und Bewunderung für alle Erkenntnisse und Erlebnisse innerhalb der russischen Wirklichkeit – sind viele seiner Meisterwerke durchdrungen.

Insgesamt 28 von 53 Lebensjahren widmete sich Tschaikowsky dem künstlerischen Schaffen. Sein Erbe umfasst:

440 vollständige und erhaltene Werke verschiedener Genres. Darunter 11 Opern, 3 Ballette, 41 symphonische Werke, 27 Chorwerke, 119 kammermusikalische Werke, 111 Romanzen und Vokalensembles. 18 Werke sind nicht erhalten, 7 blieben unvollständig und 72  unrealisiert.

Des Weiteren verfasste er 160 literarische Werke, darunter 6 musikpädagogische Schriften, 81 Artikel und Rezensionen – Artikel für Periodika und Lexika inbegriffen, 26 Gedichte und 41 Literatur-Übersetzungen aus dem Französischen, Italienischen und Deutschen. 3 Aufsätze sind nicht erhalten, 4 blieben unvollständig oder im Entwurfstadium.

Riesig ist auch der epistolographische Nachlass von P. I. Tschaikowsky. Erhalten sind rund 6.000 Briefe des Komponisten an Verwandte, Bekannte, Freunde und Kollegen, an herausragende Persönlichkeiten der russischen und weltweiten Kultur sowie Mitglieder des Zarenhauses. Der Komponisten hielt es für seine Pflicht, auf alle ankommenden Briefe zu antworten. P. I. Tschaikowskys Aufgeschlossenheit und Anteilnahme gegenüber seinen Mitmenschen war frappierend. Dieser Grad an Vertrauen fand auch bei den mehr als Tausend Briefpartnern aus der Zuhöreschaft P. I. Tschaikowskys einen Widerhall. Sie fanden in ihm, nach eigener Aussage des Komponisten, „Trost und Unterstützung“.

Die Ausstellung ist chronologisch aufgebaut und folgt den wichtigsten Etappen des künstlerischen und privaten Lebens des Komponisten. Besondere Beachtung erhalten Familie und  Vorfahren sowie die Umgebung, in der er sich als Mensch und Künstler entwickelte. Des Weiteren sind Skizzenkopien von Kostümen und Dekorationen, Fotografien der Erstausgaben seiner Werke, Briefe und Dokumente ausgestellt, deren Originale im Tschaikowsky-Museum in Klin aufbewahrt werden. Porträts des Komponisten vervollständigen sein Bild und helfen den Besuchern, einen der meistgespielten Komponisten der Welt besser kennenzulernen und zu verstehen.

Außerdem erhalten die Besucher die einzigartige Möglichkeit einer Besichtigung des Komponisten-Hauses in Klin, dessen Interieur seit 120 Jahren von den Museums-Mitarbeitern fürsorglich aufbewahrt wird.

Eintritt frei